Buxtehuder SV gewinnt 29. Robert-Schumann-Turnier

Gewinner des Robert-Schumann-Turniers 2014 um das Oldenburger Wunderhorn: Buxtehuder SV (Foto: Jack)

Der Buxtehuder SV hat am heutigen Sonntag (24.8.2014) zum zweiten Mal nach 2004 das internationale Robert-Schumann-Turnier um das Oldenburger Wunderhorn gewonnen. Im Endspiel über 50 Minuten bezwang der BSV den Bundesliga-Konkurrenten HSG Blomberg mit 25:21 (9:7). Dritter wurde der russische EHF-Pokalsieger Lada Togliatti, der sich im Kleinen Finale gegen Gastgeber VfL Oldenburg mit 19:13 durchsetzte und sich so für die 13:23-Niederlage im Vorrundenspiel gestern Abend revanchierte.


Zusammengenommen besuchten 1200 Zuschauer das Turnier mit acht Mannschaften aus fünf Ländern in der kleinen VfL-Halle an der Rebenstraße. Ein guter Wert: „Ich bin glücklich. Zuspruch, Organisation und sportliche Leistungen haben gestimmt“, sagte Turnierchefin Heike Horstmann. „Der BSV hat sicherlich verdient gewonnen.“ Tatsächlich gewann Buxtehude alle fünf Spiele. „Wir haben uns von Spiel zu Spiel gesteigert“, sagte Trainer Dirk Leun, dessen Team im Halbfinale gegen Togliatti sichtbar eingespieltere Mannschaft stellte und sicher mit 23:17 siegte.
 
Auch Blomberg präsentierte sich gut beim Wunderhorn. Im Endspiel schaffte es der DHB-Pokalfinalist aus der vergangenen Saison zwar nicht, die Führung zu übernehmen, gestaltete aber ein stets enges Spiel. Mitte der zweiten Hälfte leuchtete auf der Anzeigentafel mehrmals ein Gleichstand auf (16:16, 17:17, 18:18). Dann aber zog der Bundesliga-Dritte davon (20:18, 22:19). Spätestens mit Maxi Hayns 24:20 eine Minute vor dem Ende war die Partie entschieden. „Die beste Mannschaft, die weiteste und die erfahrenste hat verdient gewonnen“, gratulierte Blombergs Trainer André Fuhr. Seine Spielerin Xenia Smits ärgerte sich allerdings über „so viele vermeidbare Fehler – die müssen wir unbedingt abstellen“. Es wäre mehr möglich gewesen: „Wir haben gut mitgekämpft“, sagte Smits.
 
Dritter wurde Togliatti, das sich mit schwankenden Leistungen präsentierte aber keinesfalls enttäuschte. „Wir sind noch nicht so weit – uns fehlt die Erfahrung“, sagte Trainer Levon Akapian, der nach dem Europapokalsieg eine in großen Teilen veränderte Mannschaft aufbauen muss. Akapian ließ sein Team – wie etwa Leszek Krowicki beim VfL – mit stark wechselnden Aufstellungen und Konzeptionen antreten. Auch daraus resultierten die schwankenden Ergebnisse, die unter www.robert-schumann-turnier.de einsehbar sind.
 
Der VfL landete auf dem vierten Platz. Gegen Togliatti im Spiel um Platz 3 hatten die Gastgeberinnen schon 6:3 geführt, verloren dann aber die spielerische Linie. Mit dem 23:13 vom Vortag gegen Togliatti sorgte das auf sechs Positionen veränderte Team Leszek Krowickis immerhin für die größte Überraschung des Turniers. „Wir müssen bis zum Bundesligastart und darüber hinaus viel arbeiten, aber man hat gesehen, dass wir durchaus konkurrenzfähig sein können“, sagte Krowicki, der auch Lob von Trainerkollegen bekam: „Mit Oldenburg sollte jeder rechnen. Man sieht deutlich, was für eine gute Arbeit Leszek abliefert“, sagte etwa Dirk Leun. Im Halbfinale scheiterte der VfL erst im Siebenmeterwerfen an Blomberg mit 21:22. In den regulären 40 Minuten Spielzeit hatte Kira Schnack erst 70 Sekunden vor dem Ende das 17:18 geworfen. Zehn Sekunden vor dem Ende holte Annika Meyer am Kreis noch den Siebenmeter heraus, den Angie Geschke sicher oben rechts verwandelte.  
 
Auf den Plätzen landeten SV Sercodak Dalfsen (Niederlande), Pogon Baltica Stettin (Polen), LC Brühl (Schweiz) und der mit schmalem Kader angereiste Bundesligist HSG Bad Wildungen. Auch die Mannschaften auf den hinteren vier Plätzen hatten gute Phasen und waren Überraschungen teilweise sehr nahe. Dass Dalfsen im Spiel um Platz 5 Pogon Stettin mit 20:16 auf Distanz hielt, darf als eine weitere Überraschung angesehen werden.
 
Horstmann und ihr Team heimsten für die gelungene Durchführung Lob von vielen Seiten ein:„Heike Horstmann und ihre vielen Helferinnen und Helfer haben das gut gemacht – es hat Spaß gemacht. Danke schön“, sagte VfL-Präsident Günther Bredehorn bei der Siegerehrung. Togliattis Coach Akapian meinte: „Danke, dass wir dabei sein dürfen, Das Turnier gefällt uns gut – auch die Organisation ist sehr gut.“
 
Mit der Teilnahme des russischen Teams habe der Sport angesichts der international angespannten politischen Lage gezeigt, dass er Grenzen verbinde, sagte Oldenburgs Sozialdezernentin Dagmar Sachse: „Der Sport hat immer eine übergreifende Funktion. Politische Diskussionen verlieren durch ihn an Gewicht.“
 
Wie in jedem Jahr gab es auch beim diesjährigen Wunderhorn-Turnier Extra-Ehrungen:
 

Friederike Gubernatis, Julia Renner, Lisa Bohrmann-Rajes (Foto: Jack)

Beste Spielerin: Friederike Gubernatis (Buxtehuder SV)
Beste Torhüterin: Julia Renner (VfL Oldenburg)
Fairste Mannschaft: Buxtehuder SV
Beste Torschützinnen: Lisa Bohrmann-Rajes (Blomberg; 24 Tore), Myrthe Schoenaker (Dalfsen; 23), Angie Geschke (Oldenburg; 22), Inger Smits (Dalfsen; 21), Nadja Bolze (Bad Wildungen; 21), Friederike Gubernatis (Buxtehude; 21), Franziska Müller (Blomberg; 21), Xenia Smits (Blomberg; 19), Gisa Klaunig (Blomberg; 18), Jessica Oldenburg (Buxtehude; 17), Veronika Garanina (Togliatti; 16), Vanessa Maurer (Brühl; 15)


Alles zu Teams und Finalspielen am zweiten Turnier-Tag

 
HSG Bad Wildungen (Achter)
Ergebnisse: 17:20 gegen Dalfsen, 15:16 gegen Brühl
 
Mit der beim Wunderhorn-Turnier gezeigten Leistung werden es die Vipers schwer haben, sich in der Bundesliga zu behaupten. Allerdings musste Trainerin Tessa Bremmer mit nur sieben Feldspielerinnen auskommen, und die wurden bereits am ersten Tag gut gefordert: Gegen 17 Uhr schon hatte die HSG ihre drei Vorrundenpartien absolviert. Zu diesem Zeitpunkt war Togliatti etwa erst einmal angetreten (und musste später der Belastung Tribut zollen). In den beiden Platzierungsspielen scheiterte die HSG auch an ihrer Chancenverwertung.
 
Beste Turnier-Schützinnen: Nadja Bolze (21 Tore), Johanna Stockschläder (15), Jana Pollmer (12), Sarah van Gulik (12), Simona-Maria Cipaian (9)
 
LC Brühl (Siebter)
Ergebnisse: 10:19 gegen Stettin, 16:15 gegen Bad Wildungen
 
Im ersten Spiel des Tages waren die Schweizerinnen noch sichtlich überfordert, gegen Bundesligist Bad Wildungen präsentierten sie sich ausgeschlafener. Das ganz große Feuerwerk wie in Teilen des gestrigen Vorrundenspieltages lieferte der LC nicht ab, der mit mutigen Vorstellungen mit jeweils nur einem Treffer Togliatti und Oldenburg unterlag. Die LC-Handballerinnen dürfen aber erhobenen Hauptes nach Hause fahren.
 
Beste Turnier-Schützinnen: Vanessa Maurer (15), Azra Mustfoska (12), Tamara Bösch (12), Zerin Özcelik (8), Laura Oberli (7)
 
Pogon Stettin (Sechster)
Ergebnisse: 19:10 gegen Brühl, 16:20 gegen Dalfsen
 
Auffällig war, wie stark Szczecin (Stettin) in fast jedes der fünf Partien gestartet war. Allerdings baute das Team dann auch oft stark ab. Auch Dalfsen hatte im Spiel um Platz 5 am Ende mehr entgegenzusetzen. Ohne Einschränkungen gut war Pogon nur gegen Brühl. Aber auch der Vierte der vergangenen Saison aus Polens Erster Liga befindet sich noch in der Vorbereitung.
 
Beste Turnier-Schützinnen: Katarzyna Duran (11), Agata Cebula (10), Patrycja Krolikowska (9), Monika Koprowska (9), Romana Fornalik (8)
 
SV Sercodak Dalfsen (Fünfter)
Ergebnisse: 20:17 gegen Bad Wildungen, 20:16 gegen Stettin
 
Mit dieser Leistung werden es Dalfsens Gegner in der Champions-League-Qualifikation (erst FTC Budapest, dann Minsk oder HC Leipzig) nicht so einfach wie vielleicht gedacht. Dalfsen spielt unter dem Co-Nationaltrainer Peter Portengen einen schnellen, ansehnlichen und offensiven Ball, der wie beim Wunderhorn 2013 zum fünften Platz reichte.
 
Beste Turnier-Schützinnen: Myrthe Schoenaker (23), Inger Smits (21), Debbie Bont (9), Fabienne Logtenberg (6), Angela Steenbakkers (6)
 
VfL Oldenburg (Vierter)
Beste Turnier-Schützinnen: Angie Geschke (22), Caroline Müller (15), Julia Wenzl (15), Kira Schnack (14), Kim Birke (10)
(Berichte zu den Spielen siehe unten)
 
Lada Togliatti (Dritter)
Beste Turnier-Schützinnen: Veronika Garanina  (16), Polina Gorshkova (15), Anastasija Khrapova (15), Daria Samokhina (10), Lulija Kakmolia (9)
 
HSG Blomberg-Lippe (Zweiter)
Beste Turnier-Schützinnen: Lisa Bormann-Rajes (24; damit Torschützinnenkönigin), Franziska Müller (21), Xenia Smits (19), Gisa Klaunig (18), Laura Magelinskas (8), Noelle Frey (7)
 
Buxtehuder SV (Erster)
Beste Turnier-Schützinnen: Friederike Gubernatis (21), Jessica Oldenburg (17), Lena Zelmel (14), Jana Podpolinski (13), Isabell Klein (10), Ulrika Agren (10)
 
1. Halbfinale: Buxtehude – Lada Togliatti 23:17
 
Von Beginn an bestimmte der BSV diese Partie, führte 4:1, 6:3 (10.) und 10:5. Ihren größten Vorteil besaßen die Buxtehuderinnen im Positionsspiel, zeigten sich hier eingespielter als Lada und hatten im Spiel mit dem Kreis (Ulrika Agren) und in der Halbrechten Friederike Gubernatis die effektivsten Waffen. Togliatti kam dann auf 8:10 (17.) zurück, weil Torfrau Daria Vakhterova einige tolle Paraden zeigte und die Halblinke Veronika Garanina – im Eins-gegen-Eins-Spiel die wohl Beste im Turnier – aufdrehte und drei Tore in Folge warf. Bis zur Pause war Buxte aber wieder mit 13:9 weg.
 
Auch im zweiten Durchgang erwischte der Bundesligist den besseren Start, zog auf 15:10 (22.) davon, musste aber zehn Minuten vor Schluss bei 16:15 wieder zittern. Fünf Minuten später stand der Sieger mit dem 20:15 für den BSV quasi fest.
 
Buxtehude: Lenz, Gronemann – Deen 1, Klein 2, Schultze, Agren 5, Fischer 3/3, Luschnat, Zelmel 4, Gubernatis 4, Podpoliski 3, Oldenburg 1, Hayn
 
Togliatti: Vakhterova, Erokhina, Kotova – Gorshkova, Samokhina 3, Garanina 4, Kudryashova, Golikova, Khrpova 5/4, Kakmolia 2, Sannikova, Golubeva, Chernnova 1, Karpacheva, Odruzova, Nosikova 1, Kostomakha 1
 
2. Halbfinale: VfL Oldenburg – HSG Blomberg 21:22 nach Siebenmeterwerfen (18:18)
 
Das spannendste Spiel des Turniers, auf die Spitze getrieben mit dem Siebenmeterwerfen. Bis es soweit war, lieferten sich die Bundesligisten ein enges Spiel, in dem Blomberg drei Minuten vor dem Ende 18:15 führte. Doch Angie Geschke, eine der besten Spielerinnen des Turniers, mit zwei verwandelten Siebenmetern sowie Kira Schnack (nach einem starken Diagonalpass Geschkes) brachten den VfL ins Nervenspiel Siebenmeterwerfen. In dem parierte Anna Monz früh gegen Julia Wenzl und Kim Birke (beide sichtlich zwei Stützen im Oldenburger Spiel). Tess Wester zeichnete sich noch gegen Jelena Markovic aus – doch Xenia Smits entschied danach mit dem vierten Blomberger Treffer die Partie.
 
Oldenburg: Renner, Wester – Schnack 3, Meyer, Deters, Birke, Müller 4/1, Thomas, Wenzl 4, Salberg, Behrend, Svendsen, Hartstock 1, Geschke 6/3
 
Blomberg: Monz, Roch – Wahle, Rüffieux 2, Klaunig 5, Müller 3, Smits 3, Limberg, Frey, Magelinskas 2/2, Bormann-Rajes 3, Großheim, Stolle, Markovic
 
Spiel um Platz 3: Lada Togliatti – VfL Oldenburg 19:13
 
Erst warfen beide Mannschaften wenig Tore, dann nur noch der VfL. Der startete besser, führte in einem zunächst verbissen geführten Duell mit vielen Fehlern mit 6:3 (15.), hatte dann aber sein Pulver verschossen. Bis zur Pause (7:7) hatte der immer besser ins Spiel kommende Europapokalsieger ausgeglichen und danach zog er sehr schnell davon – sogar bis auf 16:8 (31.). VfL-Trainer Krowicki allerdings nutzte diese Partie auch (wie schon in den ersten beiden Vorrundenspielen), um alle Spielerinnen einzusetzen und Varianten zu testen. Lange in der Schlussphase waren alle fünf Neuen auf der Platte, zudem Jugendspielerin Lena Thomas. Die machten es auch nicht schlecht, konnten das Spiel aber natürlich auch nicht mehr drehen. Knapp 400 Zuschauer in der Halle spendeten trotz der hohen Niederlage Beifall. Togliatti verabschiedete sich mit einer ansprechenden Leistung.
 
Togliatti: Vakhterova, Erokhina, Kotova – Gorshkova 3, Samokhina 1, Garanina 5, Kudryashova 1, Golikova, Khrpova 3, Kakmolia 2, Sannikova, Golubeva, Chernnova, Karpacheva 3, Odruzova, Nosikova, Kostomakha 1/1
 
Oldenburg: Renner, Wester – Schnack 1, Meyer, Deters, Birke, Müller 3, Thomas, Wenzl 3, Salberg 2, Behrend, Svendsen, Hartstock 2, Geschke 2/1
 
Endspiel: Buxtehuder SV – HSG Blomberg-Lippe 25:21
 
In einem insgesamt guten Endspiel erlebte das Oldenburger Publikum einen verdienten Sieger. Der BSV präsentierte sich als reifere und erfahrenere Mannschaft, hatte in den entscheidenden Phasen mehr Antworten parat und machte weniger Fehler. Blombergs Trainer André Fuhr sah sich schon nach fünf Minuten und einem 1:4-Rückstand gezwungen, die erste Auszeit zu nehmen. Danach wurde der Abstand auch dank einer gut haltenden Isabell Roch im HSG-Tor nicht größer. Blomberg kam sogar heran und konnte dreimal ausgleichen (16:16, 17:17, 18:18). Dann aber setzte sich der BSV entscheidend ab.
 
„Es muss schon optimal laufen, wenn wir Buxtehude schlagen wollen. Aber ich bin zufrieden“, sagte Fuhr: „Im Halbfinale waren wir die bessere Mannschaft und im Finale die schlechtere – damit kann ich prima leben.“ Buxtehudes Friederike Gubernatis, die wenig später zur besten Turnierspielerin ausgezeichnet werden sollte, meinte nach dem Spiel: „In einigen Phasen haben wir überhastet geworfen, aber am Ende die Chancen wieder genutzt. Wir kennen uns gut im Team, und ich glaube, das hat man auch heute gesehen.“ Isabell Klein ordnete die Bedeutung des Turniersieges ein: „Der Sieg ist ist etwas schönes. Aber in der Vorbereitung geht es mehr darum, sich weiter zu entwickeln, es geht um Handlungsziele.“ Auch Blombergs Xenia Smits dachte schon an die in zwei Wochen beginnende Bundesliga: „Wir haben gut mitgekämpft im Finale, aber bis zum Saisonstart müssen wir unsere Fehler abstellen. Wir sind eine junge Mannschaft, wir müssen immer 100 Prozent geben, um unsere Ziele zu erreichen und eine gute Leistung abzuliefern.“
 
Buxtehude: Lenz, Gronemann – Deen 1, Klein 3, Schultze, Agren, Fischer, Luschnat, Zelmel 4, Gubernatis 8/3, Podpoliski 1, Oldenburg 4, Hayn 4
 
Blomberg: Monz, Roch – Wahle, Rüffieux, Klaunig 2/2, Müller 7, Smits 5, Limberg, Frey 1, Magelinskas, Bormann-Rajes 5, Großheim, Stolle, Markovic 1

 

 

Ole Rosenbohm / Presse VfL Oldenburg - 24.08.2014

 

 

 

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